Picassos Wünsche

von Sabina Oroshi
Kunsthistorikerin
Über das Theaterstück
Das Theaterstück, das weder eine konventionelle Handlung noch eine lineare Erzählung hat, entfaltet sich als eine Reihe absurder Tableaus. Es spiegelt die groteske und oft fragmentierte Erfahrung eines Lebens in der Krise wider: Hunger, Entfremdung, Sehnsucht und die verwirrende Absurdität des täglichen Überlebens. Diese Themen, die einst an einen bestimmten Moment der europäischen Geschichte gebunden waren, klingen heute mit beunruhigender Klarheit in unserem eigenen Zeitalter der Pandemien, Kriege, Klimaangst und wirtschaftlichen Prekarität nach.
Das im Geiste des Surrealismus geschriebene Theaterstück setzt auf Fragmentierung, Traumlogik und absurde Nebeneinanderstellungen und lehnt bewusst Realismus und konventionelle Erzählung ab.
Wie man Wünsche beim Schwanz packt wurde fieberhaft über einige Tage hinweg geschrieben, während Picasso in seinem Atelier eingeschlossen war, und wurde zunächst als private Lesung mit namhaften Persönlichkeiten wie Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre aufgeführt. Die Protagonisten - Dickfuß, Zwiebel, die fette Angst, die magere Angst, die Cousine, die Vorhänge, die Torte, das laute Schweigen, die Wauwaus und andere sprechen in absurden, unzusammenhängenden Dialogen. Themen wie Hunger, Kälte, Liebe und bürokratischer Wahnsinn tauchen auf groteske, surreale Weise auf.
Das Stück ist weit davon entfernt, eine bloße Kuriosität der Kriegsliteratur zu sein, und es ist heute von dringender Bedeutung. Die heutigen globalen Krisen zerbrechen die Realität ähnlich wie die fragmentierten Szenen des Stücks. Die Grenzen zwischen dem Persönlichen und dem Politischen, dem Körper und dem Objekt, dem Traum und dem wachen Leben scheinen immer durchlässiger zu werden.
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Die Kusine
Für Ingrid Janowsky wird Die Cousine zu einer Figur des beunruhigenden Dazwischenseins, einer Figur zwischen gesellschaftlicher Fassade und privaten Gefühlen. Ihre grotesken Köpfe und schrägen Figuren suchen nach Bruchstellen im Alltäglichen, wo das Vertraute unheimlich wird und verdrängte Gefühle auftauchen.
In ihren eigenen Worten sucht sie in ihren Arbeiten "die Bruchstellen im Gewohnten", wo das Fremde durchblitzt. Janowsky arbeitet mit rauen, widerstandsfähigen Materialien auf schwerem Büttenpapier und setzt bewusst auf eine Ästhetik der Reibung. Ihr Prozess widersetzt sich der Glätte und Leichtigkeit und spiegelt so den inneren Kampf wider, den ihre Figuren verkörpern. Sie müssen um ihren Ausdruck kämpfen, so wie die Liebe in dieser Ausstellung als gequetscht und zerschlagen dargestellt wird.
In dieser Serie scheinen zweideutige Gesichter, hybride Kreaturen und schiefe Anatomien zwischen Humor und Bedrohung zu oszillieren. Sie konfrontieren den Betrachter mit dem "Unschönen" und zwingen uns, uns unserem Unbehagen zu stellen, bevor sie Momente der kathartischen Befreiung und vielleicht sogar der Freude bieten. Darin spiegelt sich die zentrale Spannung der Ausstellung wider: eine Liebe, die sich durch Schwierigkeiten gekämpft hat und unvollkommen, aber lebendig daraus hervorgegangen ist.
Auf einer tieferen Ebene kanalisiert Janowskys Cousine sowohl die Absurdität des surrealistischen Stücks als auch die gesellschaftlichen Unterströmungen von Heuchelei und Zwang. In Zeiten der Krise, damals wie heute, müssen sich solche eingeschränkten und beschädigten Lieben verwandeln oder untergehen. Ihr Werk erinnert uns daran, dass selbst inmitten des Bruchs die Möglichkeit einer seltsamen Schönheit und eines Überlebens besteht.
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